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Es war der 25. Oktober 1990 ...


ACCM MarkusInHof

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Es war der 25. Oktober 1990, als ich den Kaufvertrag für die DS unterschrieb :) Und diese mit dem heutigen Tage genau 25 Jahre sind Anlass, zurückzublicken und ein paar Geschichten niederzuschreiben. Vielleicht interessiert's ja den ein oder anderen ...

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Prolog

Großgeworden fast ausschließlich in inzwischen klassischen Doppelwinkelwagen (Ami, DS, GSA und BX) stand außer Frage, dass die Familientradition fortgeführt wird. 1988, bei Erwerb des Führerscheins, war's zunächst ein GSA, der fast zwei Jahre lang ein treuer Begleiter war, bis ihm in einer Wochenendnacht Anfang 1990 ein BMW-Fahrer den Totalschaden zufügte. (Der BMW-Fahrer hatte seinen "neuen Gebrauchten" an diesem Tag in Bayreuth abgeholt und war auf seinem Heimweg nach Sachsen ...) Allen Unfallbeteiligten war nichts passiert - nur BMW und GSA waren nicht mehr zu gebrauchen :(

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Obwohl der Gebrauchtwagenmarkt 1990 quasi leergefegt war - vor allem entlang der damaligen innerdeutschen Grenze -, hatte ich das Glück, einen VISA 11RE zum sehr moderaten Kurs zu finden. Nach ein wenig Schweißen (lassen) und neuer HU und Freude schlug im April wieder das Pech zu: Ein pöser poröser Benzinschlauch verursachte einen Brand im Motorraum.

Die Regulierung und Reparatur des Schadens zog sich ein wenig hin, Zeit genug also, in den Kleinanzeigen in der Regionalzeitung über eine DS zu stolpern: Beinahe blind vor Euphorie Hinfahren und Anschauen und Kaufen war fast eins. Dass das hintere Ende der Beifahrertür beim Öffnen etwa ein Zentimeter wegsackte - was soll's! Dass der Anlasser fast immer nur mit einem Hammer zum Anlassen überredet werden konnte - geschenkt! Dass eines der Hinterräder einen seitlichen Schlag von ein bis zwei Zentimetern hatte - war das wichtig? Vom Rost ganz zu schweigen. Nur eines zählte: Eine DS! :) Ach ja: Der Visa konnte nach der Reparatur gut verkauft werden.

Der Kauf

Im Herbst 1990 war eine weitere DS in unserem Regionalblatt inseriert. Es folgte das bekannte Spiel: Hinfahren und Anschauen und - diesmal nach ein wenig Bedenkzeit - Kaufen! Wir schrieben den 25. Oktober 1990 ...

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Für diese DS sprach vor allem der wesentlich bessere Zustand sowie die glaubhafte niedrige Gesamtlaufleistung (ca. 120.000 km). Das 5-Gang-Getriebe, den stärkeren Motor sowie die Klimaanlage habe ich zunächst nur mit einem Schulterzucken quittiert, und die schwarz lackierten B- und C-Säulen hab' ich zunächst überhaupt nicht bemerkt - oh ich Ahnungsloser! Dass jedoch der Wagen im Vatikan zugelassen gewesen war, fand ich schon damals bemerkenswert. Wer da wohl dringesessen hat? Ob der Wagen gesegnet war? (Nicht dass ich da Wert drauf legen würde.) Und wie war er (vermutlich erst 1988) überhaupt in den Vatikan gekommen? Die Antworten würden mich auch heute noch sehr interessieren.

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Die Zulassung

Gemäß dem Kaufvertrag habe ich die DS mit neuem TÜV, "voll verzollt und mit deutschem Brief" erworben. Bis dahin war's aber noch ein schönes Stück Weg: Am 2. November attestierte der TÜV "Erhebliche Mängel":

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Es gibt nur zwei Bilder, auf denen beide DS zu sehen sind - dies hier ist eines davon: Es war der 2. November 1990 beim TÜV in Bayreuth. Wer genau hinguckt, kann im Fenster der weißen DS ihre Verkaufsanzeige erkennen:

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Der Verkäufer und ich haben uns darauf geeinigt, die DS vom TÜV direkt zur damaligen Bayreuther Citroën-Niederlassung zu bringen, damit dort die "Mängel" abgearbeitet werden können. Mein Gedanke dabei war, dass dies Zeit braucht, möglicherweise (hoffentlich?) sogar den ganzen Winter - was auch genauso eintraf. Freundlicherweise stand der Wagen dabei nicht draußen, sondern in der Fahrzeughalle. So wurde dann auch eines Tages die LHM-Pfütze relativ schnell entdeckt, die von einer defekten Federzylindermanschette herrührte. Der Verkäufer hat auch die Reparatur dieses "Mangels" bezahlt.

Am 26. März 1991 war's dann soweit: Der Wagen konnte wieder vorgeführt werden - mit dem Ergebnis "Geringe Mängel", da das "Fabrikschild fehlte". Enfin! Und erst ab da wusste ich, wie es sich anfühlt, DS zu fahren :)

Die "alte" DS übrigens wurde am 26. Dezember 1990 verkauft, um ihrem Käufer - einem auswärtigen Studenten - gleich auf der Heimfahrt in stürmischer Winternacht einen Platten zu bescheren. Und ich hatte mir für den Winter einen Lada Niva angelacht - doch das ist eine andere Geschichte.

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Die ersten Kilometer

Der Plan war simpel: Die DS und der jeweilige Winterwagen wechselten sich den Jahreszeiten entsprechend ab, zugelassen war dabei jeweils nur ein Fahrzeug - mehr gab der Geldbeutel zunächst nicht her. Jedoch ab 1995 waren die "Winterwagen" durchgehend als "Alltagswagen" angemeldet - bis im Oktober 2013 die Ära der Alltagswagen endete.

(Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle alle Winter- und Alltagswagen genannt: 90/91: Lada Niva; 91/92 und 92/93: ein weiterer Visa 11RE (der beinahe ebenfalls in Brand geraten wäre); 93/94 und 94/95: GSA (mit C-Matic!). Ab 1995: Acadianes, BX, Xantia, ZX. Letzterer wurde im Oktober 2013 ohne Ersatz verkauft. Seitdem stehen im Winter alle Räder still. Klammer wieder zu.)

Doch zurück ins Jahr 1991: Die ersten paar hundert Kilometer habe ich als unvergleichlich in Erinnerung - trotz der anfänglich äußerst wachsamen Ohren, irgendein verdächtiges Geräusch wahrzunehmen. Ziemlich schnell jedoch wich die Anspannung, wir spielten uns aufeinander ein und gelassenes Schweben machte sich breit. Ziemlich breit muss wohl auch mein Grinsen gewesen sein damals :). Doch noch 1991 überraschte mich:

Die Sache mit dem zweiten Gang

Eines Tages - oder besser: Eines Nachts passierte folgendes: Nach dem rückwärts Herausstoßen aus dem Parkplatz war der Schalthebel nur relativ schwer in die Leerlaufposition zurückzubewegen - da blieb er dann stehen und ließ sich nicht ermuntern, diesen Platz wieder zu verlassen, weder mit sanfter Gewalt noch mit Bitteln und Betteln noch mit Beschimpfungen. Na großartig! Und noch viel großartiger war, dass der zweite Gang "drin war" - und wie der Schalthebel natürlich auch nicht gewillt war, seinen Platz wieder zu verlassen. Kurz zusammengefasst: Schalthebel im Leerlauf, Getriebe im zweiten Gang, Markus in Aufruhr.

Sieben Kilometer kann man durchaus im zweiten Gang nach Hause fahren, das geht sogar ganz gut, und mit der Zeit gewöhnt man sich daran - frei nach dem Motto "Alles ist gut, und was nicht gut ist, red' ich mir schön." Aber bleiben konnte das natürlich nicht so! Also wurde nach Öffnen des Getriebedeckels sowie Lektüre von Fachliteratur einfach nur die 1.+2.-Gang-Schaltgabelachse wieder zurück in die Leerlaufposition geschoben, und die Sache funktionierte wieder - bis zum nächsten "Einschnappen". Aber da wusste ich ja bereits, was zu tun war, und die Sache ging mir immer schneller von der Hand.

Natürlich ist es keine langfristige Lösung, immer nur das Symptom zu beseitigen. Indessen das Finden der Ursache war hypothesenreich und gespickt mit einigen Sackgassen - wovon ich hier beispielhaft nur den Austausch des Getriebedeckels samt Schaltwelle erwähnen möchte ... Den Mangel dauerhaft beseitigt haben schließlich die Erneuerung der Bolzen, die verhindern, dass mehr als zwei Schaltstangen die Mittelposition verlassen können, sowie eine Neujustierung - so wurde mir Laien das vom Fachmann erklärt bzw. so habe ich das verstanden. Wie auch immer: Seitdem herrscht Ruh' :) - zumindest in dieser Angelegenheit.

JA-GU-A-AN-GE-BA!

Im Sommer '92 oder '93 muss es gewesen sein, da holte ich am frühen Abend einen Kumpel zu Hause ab, um uns gemeinsam ins Nachtleben zu stürzen. Zwei etwa zehnjährige - Verzeihung - Nachbarsgören waren noch auf der Straße und spielten Federball - so hieß das damals. Als ich ausgestiegen war, brüllte die eine: "JA-GU-A-AN-GE-BA!" "Bitte?" "JA-GU-A-AN-GE-BA!" "Das ist kein Jaguar, das ist ein Zitröhn." ("Citroën" verstehen bei uns nur die wenigsten.) "TROTZ-DEM JA-GU-A-AN-GE-BA!" Meine Gedanken daraufhin waren in etwa eine Mischung aus "Wie Du meinst" und "Verstehen und Begreifen ist nicht gerade Deine größte Stärke". Ich hätte mich gerne noch mit ihren Eltern und deren Markenkompetenz sowie Erziehungsstil auseinandergesetzt, aber das lockende Nachtleben war doch stärker und ich ließ die Kleine stehen. "OL-TEI-MA-" oder gar "ZIT-RÖN-AN-GE-BA!" hat übrigens noch niemand gerufen.

 

 

 

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Das "Vau"

Aufkleber am Auto mag ich nicht, toleriere aber diejenigen, die in irgendeiner Art und Weise zur Geschichte des Wagens dazugehören, beispielsweise alte Steuermarken oder "TOTAL"-Aufkleber. (Pedanten könnten nun anmerken, dass JEDER Aufkleber zur Geschichte eines Wagens dazugehört, schließlich wurde er irgendwann genau diesem Wagen verpasst - und sie haben recht. Alle anderen verstehen mich sicherlich ;)) Hingegen das "Vatikan-Vau" mag ich sehr, denn es ist selten und provoziert manchmal Kontaktaufnahme an der roten Ampel: "Was bedeutet denn das "Vau" da hinten drauf?" Ich habe mir im Laufe der Zeit angewöhnt, die Fragenden zunächst raten zu lassen, und tatsächlich kommt gelegentlich die richtige Antwort. Viel öfters herrscht Ratlosigkeit, oder aber der Lösungsansatz liegt meilenweit daneben. Gute Antworten fand ich "Venezuela", "Vietnam", "Vogtland" und "Victory".

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Aus Sicht der Straßenverkehrsordnung war es verboten, mit einem falschen Länderbuchstaben herumzufahren. (Ist das heute auch noch so?) Nichtsdestoweniger war das nie ein Problem bei irgendwelchen HU-Terminen oder Polizeikontrollen - vielen Dank dafür! Ich erinnere mich sogar an eine Routineüberprüfung auf dem Lande (lange vor der Einführung der EU-Kennzeichen), bei der nach Abwicklung der dienstlichen Belange die Polizisten und ich ein wenig ins freundliche Plaudern kamen und unter anderem die Herkunft des Wagens thematisierten. In dieser Situation packte meine Frechheit den Stier bei den Hörnern und zeigte den beiden Herren in Grün überdeutlich das "Vau". Nichts geschah, zumindest nicht in verkehrsrechtlicher Hinsicht, und ich fuhr fröhlich von dannen.

Einziger Wermutstropfen: Es ist nicht mehr das originale "Vau". Beim Kauf des Wagens stellte ich fest, dass beide Kofferraumdeckelfedern verrostet und extrem schwergängig waren und der Vorbesitzer wohl mit Gewalt den Deckel geschlossen hatte, sodass der Deckel auf beiden Seiten an den entsprechenden Stellen einen lustigen kleinen Knick aufwies. Nach der Erneuerung des Deckels fuhr der Wagen eine Zeitlang ohne "Vau" herum - bis eine Bekannte auf einem ACC-Treffen anbot, sich der Sache anzunehmen und ein neues "Vau" herstellen zu lassen, schließlich arbeitete sie in der Werbebranche. Sie bat einzig um Zusendung einer geeigneten Vorlage - Auftakt zu einer weiteren Anekdote :)

Der originale Kofferraumdeckel samt Aufkleber lag noch herum, nur: Wie trenne ich die beiden, ohne das "Vau" zu zerstören? Meine Idee war, vor dem möglicherweise scheiternden Versuch, es wohlbehalten abzuziehen, es zu kopieren, damit ich auf der sicheren Seite war. Nächste Frage: Wo kann ich möglichst unauffällig einen Aufkleber kopieren, an dem noch ein Kofferraumdeckel dranhängt? In einen Copyshop wollte ich nicht gehen ... Glücklicherweise machte ich gerade Praktikum in einer Förderschule, in deren Lehrerzimmer ein Rank Xerox stand. Eines Tages, als alle Schüler und Lehrer schon gegangen waren - dachte ich -, wagte ich den Versuch. Den Rest kann man sich denken: Ein- oder zweimal musste ich dann doch erklären bzw. wenigstens versuchen zu erklären, warum ich am späten Nachmittag mit einem alten Kofferraumdeckel durchs leere Schulhaus schlich. Jedoch das Lehrerzimmer war erfreulicherweise genauso leer, wie der ziemlich artistisch anmutende Kopierversuch erfolgreich war. An besagte Bekannte habe ich dann Kopie UND Original geschickt, denn letzteres ließ sich nach der umständlichen Kopieraktion mühelos am Stück abziehen - Murphy lässt grüßen.

Die Klimaanlage

Die Klimaanlage ist eine feine Sache. Natürlich sollte man sie nicht nach heutigen Maßstäben be- bzw. verurteilen - aber immerhin sorgt sie im Sommer für eine angenehme(re) Atmosphäre - wenn sie denn funktioniert.

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Nach dem Kauf tat sie das ein paar Jahre, bis der York-Kompressor die Wasserpumpe zerstörte - denn er wurde über eine dritte Riemenscheibe an der Wasserpumpe angetrieben, und seine stark ruckende Klauenkupplung war auf lange Sicht nicht gerade förderlich für die Haltbarkeit bzw. Dichtigkeit der Pumpe. Die Ersatzteilbeschaffung zog sich aus verschiedenen Gründen über ein Jahr hin - übrigens die längste Stillstandsphase der DS -, und weil die neue Wasserpumpe nur die üblichen zwei Riemenscheiben hatte, wurde die Klimaanlage stillgelegt. Während des Studiums war finanztechnisch nicht an eine Reparatur zu denken, und erst im Zuge der Sanierung der Karosserie im Jahre 2006 wurde auch die Klimaanlage wieder ins Leben gerufen. Der Antrieb erfolgt nun über die Hydraulikpumpe und der neue Kompressor hat keine Klauenkupplung mehr - hoffentlich hat diese Konstruktion eine längere Lebensdauer :)

Die Zulassung als Oldtimer

2002 erreichte die "alte Dame" ihre 30 Jahre. Die Zeit war also reif, das H-Kennzeichen dranzuschrauben. Frohgemut fuhr ich zur Prüfstation - in der Tasche alle notwendigen Papiere, inkusive der Bestätigung vom Hersteller, dass der Wagen 1972 vom Band lief.

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Der Wagen stand schon in der Halle, als die Dame von der Annahme ein wenig aufgebracht zum Prüfer lief und ihn darauf hinwies, dass der Tag der ersten Zulassung laut Brief der 30.07.1988 war, das H-Kennzeichen somit erst 2018 möglich wäre. Das Produktionsdatum sei irrelevant. Mein Einwand, dass augenscheinlich das älteste Datum aus den vorliegenden Unterlagen eingetragen worden war, das gefunden werden konnte, der Wagen offensichtlich aber schon deutlich länger auf der Straße unterwegs war, zeigte leider keinerlei Wirkung. Immerhin bekam ich die Prüfgebühr zurückerstattet.

Witzigerweise erhielt ich am gleichen Tag bei einer anderen Prüfstation die entgegengesetzte Information, die dortige Begutachtung als Oldtimer konnte somit erfolgreich absolviert werden. Der kleine Wermutstropfen bestand in der Abgabe der alten DIN-Kennzeichen.

DSuper5? DSpécial? DS23? Préfecture? Was denn nun?

Ich habe keine Ahnung, welches Modell genau mein Wagen ist oder welche Handelsbezeichnung er trägt. Gemäß dem Homologationsbuch von 1987 handelt es sich der Fahrgestellnummer nach (01FC????) um eine ID19/D Spécial, allerdings ist ein 23er Motor (DX5) samt 5-Gang-Getriebe verbaut (DS23). Dem Kaufvertrag nach ist's eine D(S)Super5. Die Zierleisten sehen nach Pallas aus, aber für eine echte Pallas fehlt ganz viel "Lametta" - zudem ist's ein Schaltwagen, also im Grunde auch nur eine ID. Die glatten, schwarz lackierten B- und C-Säulen sprechen für das Behördenmodell "Préfecture", allerdings müsste hierfür der Innenraum grau lackiert sein. Andererseits ist da noch die Klimaanlage. Und witzigerweise brachte der Wagen zwei Pallas- und zwei normale Radkappen mit. Schlussendlich würden auch die Sitze ungewöhnlich aussehen, meinte neulich ein Experte. Immerhin handelt es sich bei deren Bezug um echtes Kunstleder! ;)

Möglicherweise hat der Wagen in seinen ersten 18 Jahren ein paar Modifikationen erlebt - leider ist darüber nichts bekannt, denn alle meine Versuche, mit dem Vorbesitzer in Kontakt zu treten, schlugen fehl. Ich weiß, dass er ein Angehöriger der Schweizer Garde war, und über die "Vereinigung ehemaliger päpstlicher Schweizergardisten" habe ich ihm sogar eine Nachricht zukommen lassen können. Leider hat er sich nicht bei mir gemeldet - schade!

Eine weitere Möglichkeit wäre, bei Citroën-Heritage ein paar Informationen anzufordern, da gäbe es entsprechende Pakete, habe ich gelesen. Dann würde dieser Text aber noch länger werden :)

Größere Reparaturen

Neben der Sache mit dem zweiten Gang und der Klimaanlage bzw. Wasserpumpe kamen im Laufe der Zeit weitere Reparaturen dazu: Eine Motorrevision in 2002 sowie die Sanierung der Karosserie in 2006. Und beim Durchblättern der Unterlagen kamen Dinge zum Vorschein, die ich - zum Glück! - schon längst vergessen hatte (Batterien, Reifen, Spurstangen, Anlasser etc.). Ich scheue mich vor der großen Addition. Auf der anderen Seite muss man die 25 Jahre bedenken, das ist eben doch eine ziemlich lange Zeit.

Die meisten Arbeiten erledig(t)en Fachbetriebe, nur Kleinigkeiten bin ich fähig und willens, selbst zu reparieren. Die letzte "größere Kleinigkeit" war 2010 der Austausch der defekten Federzylindermanschette vorne rechts. (Eine Schlauchschelle gehört da eben nicht hin ...)

Seit 1990 war der Wagen bis auf die Winter fast durchgehend in Betrieb, was ihm meines Erachtens sichtlich guttat. Trotzdem hat er "nur" 184.000 km auf der Uhr - verrechnet mit dem Alter ergibt das eine durchschnittliche Jahresfahrleistung von etwa 4.280 km.

Epilog

Fast hätte es diese 25 Jahre nicht gegeben, denn 1996 habe ich (halbherzig?) versucht, die DS wieder zu verkaufen - sie vertrug sich nicht so richtig mit dem Studentenbudget. Dass sich auf die Anzeige niemand gemeldet hat, bedeutete für mich, dass ich sie behalten solle - andere hätten sicherlich daraus geschlussfolgert, die Verkaufsanstrengungen verdoppeln zu müssen ;) Heute bin ich froh um meine "Fehlinterpretation".

Wo wird der Wagen wohl in 25 Jahren sein? In welchem Zustand? Wir werden sehen. Für die nächsten Monate bzw. Jahre zumindest können wir eine vorsichtige Prognose wagen: Der Vergaser wird überholt werden, denn der Spritschwund über Nacht und der daraus resultierend langandauernde Startvorgang tun nicht gut, weder dem Wagen noch meinen Nerven. Der Hydraulikdruckschalter sollte repariert werden. Neue Michelins werden kommen. Edelstahlblinker wären schön. (Hat zufällig jemand welche herumliegen, die er entbehren kann?) Auf der anderen Seite werden wir weiterhin schöne Ausfahrten, angenehme Begegnungen und nette Anekdoten erleben :)

Heute würde ich wahrscheinlich keine DS mehr kaufen - nichtsdestoweniger freue ich mich, dass sie den Fuhrpark bereichert!

Danke fürs Lesen.

Salut,

Markus

Bearbeitet von ACCM MarkusInHof
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  • 4 Jahre später...
ACCM MarkusInHof

>> 30 <<

Fünf Jahre nach der >> 25 << geht's weiter – diesmal, wen wundert's, nicht ganz so ausufernd. Das Fazit für diese Zeitspanne vorweg: Mehr Theorie als Praxis, mehr Forschen als Fahren …


Trefferquote von Prognosen, die fünf Jahre alt sind

Anknüpfend am Epilog von Teil 1 (siehe oben) ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt festzustellen:
• Der Vergaser wurde überholt.
• Der Hydraulikdruckschalter wurde repariert.
• Statt neuen Michelins gab es neue Vredesteins.
• Die Edelstahlblinker sehen sehr schick aus. ☺️

Schöne Ausfahrten, angenehme Begegnungen und nette Anekdoten jedoch gab es in den letzten fünf Jahren kaum, denn 2016 fiel der Wagen in eine Art Dornröschenschlaf.


Die Fach(!)werkstatt und ihr Opfer

Das Grauen begann vor vier Jahren, als nach einem Fach(!)werkstattaufenthalt die Kupplung nicht mehr so richtig funktionieren wollte: Beim Einkuppeln kam einem das Pedal tendenziell sprunghaft entgegen, mit dem Effekt, dass der Wagen ebensolche Sprünge machte. Unterm Fahren war das kein großes Problem, nur beim Anfahren und vor allem beim Rangieren war das sehr unangenehm. Die daraufhin erfolgten zwei Nachbesserungsversuche seitens derselben Fach(!)werkstatt brachten keinerlei Verbesserung, mit dem Ergebnis, dass ich ein wenig die Lust am Wagen verlor und er hauptsächlich in seiner Ecke vor sich hin kümmerte: 2018 legte der Wagen nur 350 km zurück, 2019 immerhin 370 km, im ersten Halbjahr 2020 nicht mal 100 km…

Mitte 2020 dann nahm ich erneut Anlauf, suchte geballte Kompetenz und fand sie schlussendlich auch: Die volle Funktionalität konnte wiederhergestellt werden und das Fahren macht nun wieder große Freude! ☺️

Und was war es nun? Es war der Schlag (0,3mm) der Getriebeeingangswelle, die höchstwahrscheinlich 2016 beim Getriebeaus- oder -einbau "verbogen" wurde. So etwas kann passieren – und freilich unterstelle ich auch keinerlei Absicht –, aber dass der Fehler bei zwei "Reklamationsterminen" nicht gefunden wurde, hat bei mir, wen überrascht's, Auswirkungen auf der kognitiven, emotionalen sowie Verhaltensebene, um's mal ebenso hochtrabend wie allgemeinkonkret zu formulieren. Den Rest darf sich jeder gerne selbst (dazu)denken …


DSuper5? DSpécial? DS23? Préfecture? Was denn nun?  – Teil 2

Der Stand im Jahre 2015 war: Ich wusste, dass der Wagen eine Zeitlang im Vatikan auf einen Schweizergardisten zugelassen war, und hatte diesem Gardisten auch über die "Vereinigung ehemaliger päpstlicher Schweizergardisten" eine Nachricht zukommen lassen – bis dato ohne Antwort. Aber im Februar 2018 geschah es dann doch: Die Exfrau dieses ehemaligen Gardisten, nennen wir sie Frau C., nahm per E-Mail Kontakt mit mir auf, nachdem mein Brief dort wieder aufgetaucht war. (Der nachvollziehbare Grund für die späte Antwort ist mir zwar bekannt, aber ich möchte diesen hier in aller Öffentlichkeit nicht ausbreiten.) Interessanterweise war Frau C. sogar hier in Nordbayern aufgewachsen, und – ich zitiere: "auch ich kenne den wunderschönen schwarzen Citroen sehr gut, wir nannten ihn mit Freude 'unser Wohnzimmerauto'!"

1990, als die beiden verlobt waren, waren sie mit der DS im Heimaturlaub (in Frau C.s Heimat wohlgemerkt, also in Nordbayern) und hatten diese zum Verkauf annonciert – damals noch ganz klassisch in der regionalen Tageszeitung. Ich zitiere erneut: "Es war schon wieder gepackt zur Abreise damals, plötzlich kam noch ein Anruf und tatsächlich konnten wir alles wieder ausladen und verkauften das Auto an Herrn Dr. G. […] Herr Dr. G. hat das Wohnzimmerauto dann wohl nicht lange behalten", denn er verkaufte es, ohne es jemals zugelassen zu haben, relativ zeitnah an mich (mit gutem Gewinn, wie sich jüngst herausstellte) und der Kreis schließt sich – zumindest zum Ende hin. Wie aber war der Anfang?

Frau C. hatte mir weiterhin geschrieben, dass die DS vor ihrem damaligen Mann einem Angestellten der vatikanischen Post gehörte, der sie wiederum einem Botschafter abgekauft hatte. Meine Neugier erfuhr einen kräftigen Schub. ☺️ Aber wie weiter?

Mir fiel wieder ein, dass ja Citroën selbst zur Klärung beitragen konnte! Und so nahm ich im März 2018 Kontakt zum Citroën-Archiv in Herimoncourt auf und "bestellte" alle Informationen, die bzgl. meines Wagens verfügbar waren. Es ging ein wenig hin und her – und eine für mich bemerkenswerte Vermutung seitens des Archiv-Mitarbeiters war: "This car seems to be a "bitsa", a bit of this and a bit of that." Erfreulicherweise jedoch bekam ich eine Kopie der Originalrechnung (wobei Google mit dem Namen des Bestellers (zunächst) nichts anfangen konnte) und wurde an das "Centro Documentazione Storica Citroën" in Italien verwiesen. Treffer!

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Zunächst wurde mir ausführlich erläutert, welche Details so nicht mit der Serienausstattung übereinstimmen – und das waren eine Menge! (siehe dazu auch Teil 1 weiter oben) –, aber dann kam folgende Feststellung: "Without any doubt, it's a 'commande spéciale': an order by a special customer that want a car out of standard." Aha! Und nach ein wenig weiterer Konversation fiel endlich der Groschen: Der Name des Bestellers ging nicht eindeutig aus der Rechnung hervor, und mit einer etwas anderen Lesart (der Grund für die zunächst falsche Fährte war ein verschwommener Buchstabe …) entpuppte sich, Internet sei Dank, der Erstbesitzer als der damalige, leider bereits verstorbene Botschafter der Elfenbeinküste in Rom! Zählt man diese Tatsache mit der – "without any doubt"! – "commande spéciale" zusammen, wird aus dem vermeintlichen Ausstattungsdurcheinander und der somit mutmaßlich "verhunzten" DS eine äußerst plausible Geschichte und ein stimmiger Wagen.

Und somit ist die Historie der Besitzer komplett:
1. Botschafter der Republik Côte d’Ivoire in Italien (1972 bis 1986 oder 1987)
2. Angestellter der vatikanischen Post (1986 oder 1987 bis 1988)
3. Schweizergardist (1988 bis 1990)
4. Herr Dr. G. in Nordbayern (1990; keine Zulassung)
5. meinereiner (1990 bis heute)

Voilà! – oder auch: Ecco!

Und am 3. Oktober 2020 fanden sich der ehemalige Schweizergardist sowie seine ehemalige Frau in Hof ein, um ihrer ehemaligen DS und mir die Ehre zu erweisen – vielen Dank an Euch beide an dieser Stelle, es hat mich sehr gefreut, Euch kennenlernen und Anekdoten hören zu dürfen!

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Was sonst noch geschah

Viel unterwegs war der Wagen (aus bekanntem Grunde) zwar nicht, aber die jüngste Begebenheit, die mir einfällt, hat mit der "Gesamtsituation 2020" zu tun: Wie in vielen anderen Städten auch gab es bei uns in diesem Jahr über mehrere Sommermonate hinweg ein Autokino, und einmal mit der DS ein solches zu besuchen, erschien schon sehr verlockend. Und so hoppelten wir im Juli los. (Das war noch vor der Reparatur der Getriebeeingangswelle.) Ohne mein Zutun schaffte es Madame dann völlig selbständig in die Zeitung, denn während das Foto aufgenommen wurde, stand ich an der Bratwurstbude … (Nach meiner Rückkehr zum Wagen wurde ich natürlich gefragt, ob die Veröffentlichung des Fotos in Ordnung wäre – kann man da "nein" sagen? 😉) Erfreulichkeit Nr. 1 am Rande: Fünf bis sechs Autos weiter rechts stand ebenfalls eine schwarze DS. Erfreulichkeit Nr. 2 am Rande: Eine Freundin von Frau C. (siehe oben) erkannte den Wagen in der hiesigen Zeitung am "V" hinten drauf – nach über 30 Jahren!

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Mal sehen, was es in fünf Jahren zu berichten gibt.

Wiederum danke fürs Lesen!

Salut,

Markus

Bearbeitet von ACCM MarkusInHof
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ACCM Oliver Weiß
Am 25.10.2015 um 11:35 schrieb ACCM MarkusInHof:

DSuper5? DSpécial? DS23? Préfecture? Was denn nun?

Ich habe keine Ahnung, welches Modell genau mein Wagen ist oder welche Handelsbezeichnung er trägt. Gemäß dem Homologationsbuch von 1987 handelt es sich der Fahrgestellnummer nach (01FC????) um eine ID19/D Spécial, allerdings ist ein 23er Motor (DX5) samt 5-Gang-Getriebe verbaut (DS23). Dem Kaufvertrag nach ist's eine D(S)Super5. Die Zierleisten sehen nach Pallas aus, aber für eine echte Pallas fehlt ganz viel "Lametta" - zudem ist's ein Schaltwagen, also im Grunde auch nur eine ID. Die glatten, schwarz lackierten B- und C-Säulen sprechen für das Behördenmodell "Préfecture", allerdings müsste hierfür der Innenraum grau lackiert sein. Andererseits ist da noch die Klimaanlage. Und witzigerweise brachte der Wagen zwei Pallas- und zwei normale Radkappen mit. Schlussendlich würden auch die Sitze ungewöhnlich aussehen, meinte neulich ein Experte. Immerhin handelt es sich bei deren Bezug um echtes Kunstleder! ;)

Schöne Geschichte!

ID oder DS ist keine Frage der Schaltung (das war nur in den ersten Jahren so, ab Fe. 63 gab es manuelle DS. Halbautomatik immer DS), sondern läßt sich immer anhand des Bremspedals erkennen: Pedal = ID (inkl. DSpecial, DSuper, DSuper 5), Bremspilz = DS. Zumindest bei der Limousine.

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ACCM MarkusInHof
vor 20 Stunden schrieb ACCM Oliver Weiß:

ID oder DS ist keine Frage der Schaltung (das war nur in den ersten Jahren so, ab Fe. 63 gab es manuelle DS. Halbautomatik immer DS), sondern läßt sich immer anhand des Bremspedals erkennen: Pedal = ID (inkl. DSpecial, DSuper, DSuper 5), Bremspilz = DS. Zumindest bei der Limousine.

Danke für die Information! 2018 hatte sich ja auch herausgestellt, dass es sich laut Rechnung um eine "DSpécial" handelt – très spéciale, in der Tat. 🙂

Bearbeitet von ACCM MarkusInHof
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Hallo Markus,

Wunderbar, das zu lesen!!!
Ich find´s auch immer sehr interessant, was Leute so erleben, wenn sie ihr Fahrzeug über so lange Zeit besitzen!
Was meine DS angeht, kann ich da nicht mithalten....die hab´ ich erst seit 15Jahren....

Grüße aus Schwabach!

Markus
 

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  • 3 Wochen später...
Der Schwedenkönig

Diese schöne Historie motiviert mich, endlich die vielen Vorbesitzer meines eigenen Autos zu kontaktieren, um mehr über die Menschen und die Geschichte hinter dem Wagen zu erfahren.

 

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