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Nachruf auf die Schrottkarre


fredo

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So, der bunte CX ist vor drei Wochen den Weg allen irdischen Altmetalls gegangen. Er war ein recht treuer Begleiter über fast 30000km in zwei Jahren. Ich wollte dieses Auto ja gar nicht haben – und von Euch übrigens auch niemand. Es war drei Monate hier im Forum inseriert mit mehr als einem Jahr TÜV und einem sehr großen Ersatzteillager. Mit dem Verkäufer hatte ich mich zunächst auf einen Kauf der Ersatzteile verständigt und mir am Ende für einen zusätzlichen mittleren dreistelligen Betrag den CX aufs Auge drücken lassen. Gedanke: gleich für einen Tausender in mobile, CX fahrbereit mir gut einem Jahr TÜV – dann habe ich meine Ersatzteile quasi kostenlos. Aber ausprobieren musste ich das Ding ja schon mal, also habe ich den CX doch zugelassen (nur mal zwei Wochen bis zum Verkauf oder so). Die Anzeige habe ich sehr schnell gelöscht und die Probierphase zog sich zwei Jahre…

Anfangs hat der Wagen im Wochentakt kleinere, aber nervige Reparaturen gefordert. Einige Instandsetzungen waren für den Alltagsbetrieb sowieso nötig. In den ersten 12 Monaten hat der Wagen nicht ein Mal eine Strecke von mehr als 800km geschafft, ohne dass ich irgendetwas tun musste. Aber stehengeblieben ist er nur ein einziges Mal: Das Kabel zum Absteller war gebrochen, ließ sich aber provisorisch befestigen zum Nach-Hause-Kommen.

Nach vier Monaten war klar, dass die Kiste nicht mehr verkauft, sondern zu Ende genutzt werden würde. Da meine Kinder im passenden Moment ein Foto fanden, auf dem meine Frau und ich ihren ersten R4 bemalten, habe ich mich unter sehr wenig Widerstand überreden lassen, die inzwischen mehr oder weniger liebevoll „Schrottkarre“  getaufte Schrottkarre zum Bepinseln freigegeben. Das Ergebnis ist allseits bekannt.

Im zweiten Jahr der Nutzung besserte sich die Zuverlässigkeit zunächst, so dass er zunehmend nicht nur mit mir pendeln musste, sondern auch die eine oder andere Langstrecke nehmen durfte. Kurz vor der Verschrottung standen noch Trier und Berlin auf der Reiseliste, auch durfte er zwei Mal nach Westhofen.

Wann ist ein Auto eigentlich zu Ende genutzt ? Für die meisten Menschen war der Wagen schon vor zwei Jahren schlicht schrottreif, mindestens aber „über die Nutzungsdauer“. Während der zwei Jahre habe ich öfter gedacht, dass der finale Defekt mich kaum ereilen kann, denn es ist ja quasi alles reparabel, gerade wenn es durch Selbstschrauben und ein Ersatzteillager selten mit hohen Kosten verbunden ist. Auch Schweißen hätte man die meisten Stellen nochmal können, so dass vielleicht noch eine weitere TÜV-Verlängerung möglich gewesen wäre. Zum begrenzenden Faktor wurde somit eher mein Nervenkostüm. Ich ahnte, dass der CX irgendwann an einer Banalität versterben würde, weil ich einfach keine Lust mehr habe. So kam´s auch, das Zusammentreffen von einen defekten Radlager, einem festgegangenen Handbremsmechanismus mit ungünstig abgebrochener Schraube, einer beim Aufschrauben gerissenen Hydraulikleitung und eigentlich längst überholungsbedürftigen hinteren Bremssätteln besiegelte sein Ende – trotz 13 Monaten TÜV. Die gesamte Antriebstechnik wird in einem meiner anderen CX weiter Dienste leisten.

Die Demontage erfolgte umgehend nachdem besagte Schraube und Hydraulikleitung abgerissen waren. Angesichts der niederschmetternden Suche nach einem Nachfolger habe ich für einen kurzen Moment die Spontanschlachtung bereut. Je tiefer ich aber in die Struktur des Bunten eindrang, so zeigte sich doch, dass hier ganz schön viel im Argen lag. Und nun ? Es standen ja noch drei CXe im der Scheune, allerdings will ich den einen nicht in den Winter schicken, den nächsten mindestens noch nicht und der dritte war schon per „Internethandschlag“ und nun auch real verkauft. Ich erspare Euch die Details der Modellsuche, am Ende habe ich einen C5 I gekauft mit deutlich fünfstelligem Kilometerstand. Mir stand der Sinn nach Automatik und vor allem danach, die Wintermonate mal auf dringende Schraubereien verzichten zu können. Ob´s klappt und was nach dem Winter mit dem C5 passiert, werden die nächsten Monate zeigen. 

Was ich jetzt schon vermisse, ist der sicher wöchentlich vorkommende nach oben gereckte Daumen anderer Verkehrsteilnehmer beim Anblick des bunten CX, aber etwas mehr Anonymität ist ja auch mal nicht so schlecht. Auch die Startprozedur mit langem Vorglühen (mein CX hatte noch keine Schnellglühanlage) und darauffolgender Aufstehphase fand ich immer im wahrsten Sinne des Wortes erhebend und einer echten Maschine würdig – meine Nachbarn werden den C5 dafür lieben, sich anders zu verhalten. Natürlich vermisse ich ein wenig das CX-Fahrgefühl, aber ich muss anerkennen, dass so ein C5 kein schlechtes Auto ist – wenn alles funktioniert. Und im Frühling ist ja wieder ein CX am Start.

Und tschüß !

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Viel ist aber auch nicht dran geblieben. Erinnert mich an meinen BX der nach 380.000 gemeinsamen Kilometern sehr ähnlich auf seine letzte Reise gegangen ist...

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Rene Mansfeld, der ja für die Verwertung von nahezu allem zu haben ist, sagte sinngemäß im Juli in Westhofen (nach einem kopfschüttelnden Rundgang um die "Schrottkarre"), an der Karosse sei ja nun gar nichts mehr dran, was noch verwendbar ist. Ganz unrecht hat er da nicht gehabt...

Auf den Ausbau der hinteren Verglasung hatte ich aber tatsächlich einfach keine Lust.

Bearbeitet von fredo
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Er hat übrigens fast 396000km auf dem Zähler gehabt. Was leider dazu geführt hat, dass ich einen Wetteinsatz einlösen musste, denn ich hatte großspurig verkündet, dass 400000km erreicht werden.

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vor 3 Stunden, fredo sagte:

Rene Mansfeld, der ja für die Verwertung von nahezu allem zu haben ist,

Nicht ganz, ich bin da schon wählerisch (BX, CX, XM, und bei CX und XM nur die großen motoren) :D
Aber auch die schlachte ich nicht alle, sondern versuche sie erstmal zu retten.

vor 3 Stunden, fredo sagte:

sagte sinngemäß im Juli in Westhofen (nach einem kopfschüttelnden Rundgang um die "Schrottkarre"), an der Karosse sei ja nun gar nichts mehr dran, was noch verwendbar ist. Ganz unrecht hat er da nicht gehabt...

Du hättest höchstens noch ein paar Reparaturbleche rausschneiden können, obwohl... da war zuviel Farbe drauf ;)

Gruß
René

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vor 4 Stunden, SeppCx sagte:

Lackier den C5 entsprechend und fahr dann damit die 400000 voll. Merkt bestimmt keiner. :-)

Lack können wir drüber reden, aber 400000 ? Macht noch etwa 22 Jahre bei derzeitiger Fahrleistung. Ich würde derzeit keine Wette eingehen, dass der C5 mehr als 22 Wochen bei mir ist...

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vor 3 Stunden, kroack sagte:

Lackstift hat er schon einen geholt, das dauert damit aber länger.....

Den Fehler hab ich erst zu Hause bemerkt: Der Lackstift von Dir hat ja die gleiche Farbe wie das Auto !

Bearbeitet von fredo
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Am ‎14‎/‎12‎/‎2016 at 10:05 , fredo sagte:

[...] Zum begrenzenden Faktor wurde somit eher mein Nervenkostüm. Ich ahnte, dass der CX irgendwann an einer Banalität versterben würde, weil ich einfach keine Lust mehr habe. [...]

 

Hallo!

Ich erinnere mich noch genau, wie ich im Sommer letzten Jahres von dir in deinem CX beim Geld holen (um einen XM zu kaufen) erwischt wurde. Selbst so eine kurze Begegnung mit einem so auffälligen Wagen vergisst man nicht so schnell. Alles Gute wünsche ich dir mit deinem C5!

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Am 19.12.2016 at 08:53 , schwinge sagte:

Hallo!

Ich erinnere mich noch genau, wie ich im Sommer letzten Jahres von dir in deinem CX beim Geld holen (um einen XM zu kaufen) erwischt wurde. Selbst so eine kurze Begegnung mit einem so auffälligen Wagen vergisst man nicht so schnell. Alles Gute wünsche ich dir mit deinem C5!

Daran erinnere ich mich auch - obwohl Dein XM ein gemäßigteres Farbkleid trug. MEI-XM ist halt aber auch ein einprägsames Kennzeichen.

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