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Fachkräftemangel in D. Nur eine Farce ?


ACCM Carsten P.

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ACCM Carsten P.

Hallo miteinander,

da ich zur Zeit arbeitsuchend bin und dabei sehr durchwachsene Erfahrungen mache, drängt sich mir die Frage auf: Gibt es in Deutschland wirklich den viel beschworenen Fachkräftemangel ??

Kurz zu meiner Person: 46 Jahre alt, Chemikant, mit langjähriger Berufserfahrung. Im Laufe der Jahre habe ich verschiedenste chemische und pharmazeutische Erzeugnisse hergestellt, veredelt, verpackt, beprobt, analysiert etc. und dabei umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten über unterschiedlichste Herstellungsverfahren (die Chemie ist ein sehr weites Feld) erworben. Die mir ausgestellten Arbeitszeugnisse bestätigen das und attestieren mir auch entsprechende "soft skills" (persönliche Stärken und Kompetenzen).

Ergo: Ich bin eigentlich ein Mensch, der ohne Probleme eine Arbeitsstelle finden sollte.

Nun ein paar Stichpunkte, die dem Erfolg meiner Jobsuche entgegen stehen (könnten):

  • Ein Mittvierziger, mit entsprechender Erfahrung im Beruf, möchte auch dementsprechend entlohnt werden.
  • In der Industrie, egal welche Sparte, läuft die Besetzung von Stellen meistens nur noch über Personaldienstleister, entweder im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung (Leiharbeit), oder als Direktvermittlung (eher selten).
  • Die produzierenden Unternehmen arbeiten mit X verschiedenen Personaldienstleistern zusammen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen und letztendlich doch alle dieselben Stellen ausschreiben. Es entsteht aber der Eindruck, als wäre eine riesige Nachfrage vorhanden.
  • Auf Bewerbungen bei P-dienstleistern bekommt man schnell eine Rückmeldung, wenn die Unternehmen aber selbst Stellen ausschreiben, vergehen oft Monate. Häufig wird noch nicht einmal der Eingang der Bewerbung bestätigt.
  • Andererseits höre ich von den "Rekrutierungsfachkräften", wie schwierig es ist, die offenen Stellen adäquat zu besetzten, da schlichtweg zu wenige Fachkräfte "am Markt" verfügbar seien.

Zusammengefasst, widerspricht sich auf dem Arbeitsmarkt das, was propagiert wird und das, was man tatsächlich bei der Jobsuche erlebt. So ist mein Eindruck.

In diesem Forum sind ja Menschen aus allen möglichen Berufsfeldern unterwegs und der Eine oder Andere ist vielleicht auch gerade auf der Suche nach einem neuen Job.

Daher meine Frage(n): Wie seht Ihr das Thema "Fachkräftemangel in Deutschland" ? Habt Ihr ähnliche Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, wie ich ?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

Gruß an Alle

Carsten

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Fachkräftemangel - sind da nicht eher Pfleger und Handwerker gemeint? Weil so wiet ich mich Erinnern kann werden in Bereichen sehr viele Leute aus Ostblock importiert.

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ACCM Carsten P.
vor 14 Minuten, Zenker sagte:

Fachkräftemangel - sind da nicht eher Pfleger und Handwerker gemeint?

Sowohl, als auch. Egal, ob im Pflegebereich, dem Handwerk, oder der Industrie....laut Aussage "meines" Betreuers bei der Arbeitsagentur, sind fast alle Branchen betroffen.

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Der sog. "Fachkräftemangel" ist, vor allem bei technischen Berufen, eine klassische Erfindung der Arbeitgeberverbände mit dem Ziel ein Überangebot von Fachkräften zu erzeugen, um anschließend die Kräfte des Marktes (Angebot und Nachfrage) nutzen zu können, mit denen dann die Einkommen gesenkt werden... (z.B. über Leiharbeit, Werkverträge, etc.)

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Die Sache mit dem Geld spielt sicherlich auch eine Rolle. Fachkräfte? Ja bitte, aber für lau und immer schön beweglich bleiben. Alternativ nicht älter als 30 aber mindestens 20 Jahre Erfahrung in leitender Position.

Gernot

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Der Fachkräftemangel bei uns in der Pflege ist auch noch nicht so groß, dass man die Leute endlich ordentlich entlohnen würde. Ich arbeite derzeit im privaten Sektor, obwohl ich immer lieber in der Klinik gearbeitet habe. Die mir aber laut Tarifvergütung gute 400 Euro brutto weniger bezahlen möchten. Der viel propagierte Fachkräftemangel ist sicher vorhanden, jedenfalls wenn man die Arbeitnehmer fragt. Die Arbeitsbedingungen in der Klinik, in der ich gelernt und gearbeitet habe, sind mittlerweile untragbar geworden, weil einfach zu wenig Personal vorhanden ist. Interessiert aber die Geschäftsleitung einen feuchten Dreck, die möchten nur mit dem Kontingent arbeiten, das vorhanden ist, um sich die jährlich erwirtschafteten Überschüsse in Form von großzügigen Prämien selbst in die Tasche zu stecken.

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Ich bin auch Chemikant, aber etwas über 10 Jahre jünger als Carsten und habe genau dieselben Erfahrungen gemacht. Als ich nach der Ausbildung arbeitssuchend war, kam oft zurück "Sie sind leider für die ausgeschriebene Tätigkeit überqualifiziert".  Damals hatte ich nur die Ausbildung fertig - ohne sonstige Zusatz-Qualifizierungen. Wenn denen schon ein ausgebildeter Chemikant überqualifiziert ist, warum suchen die dann einen Chemikanten???

Dann tingelte ich paar Jahre von einer Leihfirma zur nächsten. Bin nur über VitaminB dann endlich in eine Festeinstellung gekommen.

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Ich bin in der metallverarbeitenden Industrie und es gibt bei uns definitiv einen Fachkräftemangel. Es ist aber eher so wie Gernot schreibt. Wir suchen ständig Leute, die möglichst viele spezielle Maschinen (darunter Stanz-Laserschneidmaschinen, Biegemaschinen oder auch Schweißroboter) aus dem FF ohne Einarbeitungszeit und unter Akkordbedingungen im Schichtbetrieb bedienen können. 

Leider kommt selten jemand der das wirklich alles kann und wenn doch, dann sind die Lohnvorstellungen der "Fachkraft" natürlich zu hoch...also werden weiterhin Leiharbeiter nach Bedarf geheuert und gefeuert in der Hoffnung da ist mal ein Lichtlein dabei. Die ständige Anlernerei einer Person von der man davon ausgeht, dass die in 2 Monaten eh nicht mehr da ist, schlägt gewaltig auf das Betriebsklima und die Arbeitsmoral des Stammpersonals.

Oft werden auch öffentlich Stellen in Firmen ausgeschrieben, die in Wirklichkeit gar niemanden brauchen. Das dient lediglich dem Image vom gut laufenden Geschäft...

Gruß Higgins

 

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vor einer Stunde, EntenDaniel sagte:

 

Dann tingelte ich paar Jahre von einer Leihfirma zur nächsten. Bin nur über VitaminB dann endlich in eine Festeinstellung gekommen.

Das ist mir auch aus meiner eigenen Zeit der Arbeitsplatzsuche sowie anhand von Beispielen aus dem

Familien- und Bekanntkreis in Erinnerung : Ein erheblicher Anteil ( die meisten ? ) Jobs werden über

persönliche Beziehungen besetzt - traurig für die anderen !

 

Echten Arbeitskräftemangel gab es in der 2. Hälfte der 1960er : damals waren an vielen grossen Betrieben Tafeln zu sehen :

"Wir stellen ein : ...." ( und dann folgten ca 10 verschiedene Arten von Jobs ).

Da konnte man heute kündigen und morgen bei der Konkurrenz anfangen - für mehr Geld !

Und regelmässige fühlbare Lonherhöhungen gab es auch.

Damals haben sich die Arbeitgeber geschworen, dass das nie wieder so werden soll

und als erstes die Anwerbung der Gastarbeiter durchgesetzt.

Der Rest ist bekannt.

 

mfg Klaus

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Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache, aber manchmal stellt auch das Stammpersonal ein nicht unerhebliches Problem dar. So war meine Stelle in besagter Klinik ein sog. "heißer Stuhl". Die Stelle wurde stets auf 1 Jahr befristet und bei jedem neuen Kandidaten fand man eine Begründung, das Arbeitsverhältnis nicht fortzuführen. Ich übernahm die Stelle von einer Schwester, der man vorwarf, sie wäre charakterlich und fachlich nicht geeignet. Ein Jahr später war ich die Doofe, die fachlichen Qualifikationen und das Know-how geradezu in höchsten Tönen gelobt sagte man mir eiskalt, dass ich charakterlich ein absolutes No - Go wäre. Inzwischen hat es auch schon zwei weitere Kandidaten nach mir erwischt. 

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vor 17 Minuten, Yvonne2202 sagte:

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache, aber manchmal stellt auch das Stammpersonal ein nicht unerhebliches Problem dar. So war meine Stelle in besagter Klinik ein sog. "heißer Stuhl". Die Stelle wurde stets auf 1 Jahr befristet und bei jedem neuen Kandidaten fand man eine Begründung, das Arbeitsverhältnis nicht fortzuführen. Ich übernahm die Stelle von einer Schwester, der man vorwarf, sie wäre charakterlich und fachlich nicht geeignet. Ein Jahr später war ich die Doofe, die fachlichen Qualifikationen und das Know-how geradezu in höchsten Tönen gelobt sagte man mir eiskalt, dass ich charakterlich ein absolutes No - Go wäre. Inzwischen hat es auch schon zwei weitere Kandidaten nach mir erwischt. 

Nein, warum solltest Du Dich damit unbeliebt machen?
Die Begründung, warum eine Befristung nicht verlängert wird, so es denn überhaupt eine gibt, ist doch eh egal. Der Arbeitgeber hat aber so den "Vorteil", daß die Befristeten immer ALLES geben in der Hoffnung, daß sie entfristet werden und das lässt sich endlos fortsetzen. Außerdem bleibt der Arbeitgeber "flexibel" denn mit Ablauf der Befristung ist er den Mitarbeiter auf jeden Fall los, ohne wie bei Unbefristeten irgendwelche Kündigungsschutzregeln einhalten zu müssen, fall er doch mal "zuviel" Personal an Bord hat.
 

Bearbeitet von Grinda
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vor 15 Minuten, Yvonne2202 sagte:

 sagte man mir eiskalt, dass ich charakterlich ein absolutes No - Go wäre.

wichtigste Vorraussetzung, um einen Citroën zu fahren ........  :D:D

Bearbeitet von **HD**
r vergessen
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vor 10 Stunden, Yvonne2202 sagte:

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache, aber manchmal stellt auch das Stammpersonal ein nicht unerhebliches Problem dar. So war meine Stelle in besagter Klinik ein sog. "heißer Stuhl". Die Stelle wurde stets auf 1 Jahr befristet und bei jedem neuen Kandidaten fand man eine Begründung, das Arbeitsverhältnis nicht fortzuführen. Ich übernahm die Stelle von einer Schwester, der man vorwarf, sie wäre charakterlich und fachlich nicht geeignet. Ein Jahr später war ich die Doofe, die fachlichen Qualifikationen und das Know-how geradezu in höchsten Tönen gelobt sagte man mir eiskalt, dass ich charakterlich ein absolutes No - Go wäre. Inzwischen hat es auch schon zwei weitere Kandidaten nach mir erwischt. 

Ich denke manchmal, es wird nirgends soviel Mobbing betrieben wie in der Alten- und Krankenpflege. Haifischbecken ist manchmal angenehmer, wenn ich die in der Pflege arbeitenden Verwandten so erzählen höre. Meistens sind die Unfähigsten die, die es schaffen sich bis zur Pflegedienstleitung hochzulabern, dort angekommen wird gezielt ein Klima des Unfriedens installiert, um die anderen klein halten zu können oder seine Machtgelüste ausleben zu können. Und was machen die dummen Angestellten? Anstatt zusammenzuhalten versucht jeder, der erste Speichellecker der Pflegedienstleitung zu sein. So machen sich die Mitarbeiter untereinander fertig und die Pflegedienstleitung lacht sich ins Fäustchen. Das machen die "lieben" Kollegen dann solange, bis sie ihre eigene Unfähigkeit nicht mehr verbergen können und selber auf die Reise zu einem neuen Arbeitgeber gehen dürfen.

vor 10 Stunden, Citroklaus sagte:

und als erstes die Anwerbung der Gastarbeiter durchgesetzt. Der Rest ist bekannt.

Also ich denke nicht, dass die Anwerbung der Gastarbeiter der Grund ist, warum manch einer keinen Job mehr bekommt. Es sei denn, der Gastarbeiter wäre einfach besser. Dann müsste man sich selbst den Schuh anziehen. 

Ich arbeite in einem mittelständischen Betrieb, Bereich Metall. Und ich kann dir sagen: gutes Personal zu finden ist schwer. Ich freue mich, dass ich mir über die Personalauswahl bei uns keine Gedanken machen muss. Man findet viele mittelmäßige Leute, die sich mit Leistungen im Bereich 3-4 zufrieden geben. Die nicht mehr als ihr Pausenbrot mitbringen, morgens erscheinen, abends verschwinden, nicht mitdenken und damit zufrieden sind. Aber Leute im Bereich 2, Leute die auch mal mitdenken, sucht man oft vergebens. Und das, obwohl wir einen guten Chef haben, der auch gut für uns sorgt.

Gruß

Fred

Bearbeitet von Kugelblitz
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vor 6 Stunden, Kugelblitz sagte:

Also ich denke nicht, dass die Anwerbung der Gastarbeiter der Grund ist, warum mach einer keinen Job mehr bekommt. Es sei denn, der Gastarbeiter wäre einfach besser. Dann müsste man sich selbst den Schuh anziehen.

Das habe ich auch gar nicht gesagt, sondern : mit der Anwerbung der Gastarbeiter begann eine Zeit, in der die Arbeitgeber

es geschafft haben, dass die Politik ihnen immer ein Überangebot an Arbeitskräften zur Verfügung stellt, wodurch eine Konkurrenz-

situation entsteht, die die eigene Position stärkt.

 

mfg Klaus

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Müsste bei einem Facharbeitermangel nicht die Löhne steigen? Ich meine wegen der Marktlogik............oder ist die da ausgesetzt........

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vor 43 Minuten, schmitz sagte:

Müsste bei einem Facharbeitermangel nicht die Löhne steigen? Ich meine wegen der Marktlogik...........

Nein , natürlich nicht. 

O-Ton Mitarbeitergespräch:

Mehr können wir Ihnen ( Im Moment ) nicht bezahlen. Die Auftragsbücher sind zwar voll, aber durch das fehlende Personal können wir nicht liefern und somit ist da leider nicht genug Geld da. Aber wenn........

Fazit:

Es kann alles ausgehen. Geld , Personal, Zeit. Aber Ausreden haben einen unerschöpflichen Vorrat ;) 

Ach ja, und Gehaltserhöhung bekommst Du natürlich nicht für die vergangene gute Arbeit.

Sondern dafür das Du noch ne Aufgabe übergeholfen bekommst.

 

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ACCM Carsten P.
vor 22 Stunden, Grinda sagte:

Der sog. "Fachkräftemangel" ist, vor allem bei technischen Berufen, eine klassische Erfindung der Arbeitgeberverbände mit dem Ziel ein Überangebot von Fachkräften zu erzeugen, um anschließend die Kräfte des Marktes (Angebot und Nachfrage) nutzen zu können, mit denen dann die Einkommen gesenkt werden... (z.B. über Leiharbeit, Werkverträge, etc.)

Diesen Eindruck habe ich (leider) auch.

vor 21 Stunden, Gernot sagte:

Die Sache mit dem Geld spielt sicherlich auch eine Rolle. Fachkräfte? Ja bitte, aber für lau und immer schön beweglich bleiben. Alternativ nicht älter als 30 aber mindestens 20 Jahre Erfahrung in leitender Position.

Gernot

Zustimmung. Das ist anscheinend die Sichtweise von vielen potentiellen Arbeitgebern. Andererseits wird man, auch im Rahmen von Zeitarbeitsverträgen, noch halbwegs anständig entlohnt. In meinem Falle wären das ca. 17€/Std. + Schichtzulage. In Anbetracht eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50€/Std. also nicht so ganz schlecht (ich versuche immer positiv zu denken ;))

vor 21 Stunden, Yvonne2202 sagte:

Der Fachkräftemangel bei uns in der Pflege ist auch noch nicht so groß, dass man die Leute endlich ordentlich entlohnen würde. Ich arbeite derzeit im privaten Sektor, obwohl ich immer lieber in der Klinik gearbeitet habe. Die mir aber laut Tarifvergütung gute 400 Euro brutto weniger bezahlen möchten. Der viel propagierte Fachkräftemangel ist sicher vorhanden, jedenfalls wenn man die Arbeitnehmer fragt. Die Arbeitsbedingungen in der Klinik, in der ich gelernt und gearbeitet habe, sind mittlerweile untragbar geworden, weil einfach zu wenig Personal vorhanden ist. Interessiert aber die Geschäftsleitung einen feuchten Dreck, die möchten nur mit dem Kontingent arbeiten, das vorhanden ist, um sich die jährlich erwirtschafteten Überschüsse in Form von großzügigen Prämien selbst in die Tasche zu stecken.

Vor Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, ziehe ich immer meinen virtuellen Hut ! Man muss schon einen sehr grossen Idealismus aufbringen, um sich das auf die Dauer anzutun. Der Grund für diese Berufswahl kann nur Idealismus sein, da der finanzielle Anreiz - wie Du selbst bestätigst - quasi nicht vorhanden ist. Ein guter Freund von mir hat sich auch jahrelang in einer städtischen Klinik den A**** für viel zu wenig Geld aufgerissen (24 Stunden-Dienste, Bereitschaftsdienste). Er hat dann mehrere Fachweiterbildungen absolviert und unterrichtet nun Pflegekräfte an der Uni in Frankfurt. Aber solche berufsbegleitenden Weiterbildungen erfordern eben auch viel Enthusiasmus und kosten viel Kraft.

vor 19 Stunden, EntenDaniel sagte:

Ich bin auch Chemikant, aber etwas über 10 Jahre jünger als Carsten und habe genau dieselben Erfahrungen gemacht. Als ich nach der Ausbildung arbeitssuchend war, kam oft zurück "Sie sind leider für die ausgeschriebene Tätigkeit überqualifiziert".  Damals hatte ich nur die Ausbildung fertig - ohne sonstige Zusatz-Qualifizierungen. Wenn denen schon ein ausgebildeter Chemikant überqualifiziert ist, warum suchen die dann einen Chemikanten???

Dann tingelte ich paar Jahre von einer Leihfirma zur nächsten. Bin nur über VitaminB dann endlich in eine Festeinstellung gekommen.

Aha, ein Berufskollege. :) Ja, den Spruch mit der Überqualifizierung habe ich auch schon zu hören bekommen. Dass man sich sowas sogar als frisch ausgebildeter Chemikant anhören muss, wundert mich schon sehr.

Angenommen, ein Schulabgänger würde Dir erzählen, dass er sich zum Chemikanten ausbilden lassen möchte....würdest Du ihm zu- oder abraten ?

Ich würde ihm sagen, dass er sich das gut überlegen soll. In unserem Beruf arbeitet man ja fast nur noch "auf Schicht" und freie Wochenenden kommen auch nicht so oft vor. Hinzu kommt die Belastung, aufgrund der nachweislich ungesunden Arbeitszeiten. Während meiner Ausbildung (1987-1990) war das noch anders. In meinem Ausbildungsbetrieb gab es damals überhaupt keine Schichtarbeit.

Ich werde in Kürze noch zu einigen anderen Beiträgen in diesem Thread etwas schreiben und dabei ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

Also....Fortsetzung folgt.

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Der Spruch , Sie sind für die Stelle überqualifiziert, ist die bekloppteste Floskel überhaupt.

Ist doch nur die "selbstbewußtseinsfördernde" Variante von wir haben uns für jemanden anders entschieden.

 

Bearbeitet von Frank M
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ACCM Carsten P.
vor 6 Minuten, Frank M sagte:

Der Spruch , Sie sind für die Stelle überqualifiziert, ist die bekloppteste Floskel überhaupt.

Ist doch nur die "selbstbewußtseinsfördernde" Variante von wir haben uns für jemanden anders entschieden.

 

Diesen Spruch bekommt man heutzutage auch von Personaldienstleistern zu hören. Das Bewerberprofil wird dann gar nicht an das personalsuchende Unternehmen übermittelt.

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vor 1 Stunde, ACCM Carsten P. sagte:

Aha, ein Berufskollege. :) Ja, den Spruch mit der Überqualifizierung habe ich auch schon zu hören bekommen. Dass man sich sowas sogar als frisch ausgebildeter Chemikant anhören muss, wundert mich schon sehr.

Angenommen, ein Schulabgänger würde Dir erzählen, dass er sich zum Chemikanten ausbilden lassen möchte....würdest Du ihm zu- oder abraten ?

Ich würde ihm sagen, dass er sich das gut überlegen soll. In unserem Beruf arbeitet man ja fast nur noch "auf Schicht" und freie Wochenenden kommen auch nicht so oft vor. Hinzu kommt die Belastung, aufgrund der nachweislich ungesunden Arbeitszeiten. Während meiner Ausbildung (1987-1990) war das noch anders. In meinem Ausbildungsbetrieb gab es damals überhaupt keine Schichtarbeit.

 

Mein Uropa und mein Opa waren, und einige meiner Großcousins,  sind auch Chemikanten (bzw.damals noch Chemiefacharbeiter genannt). Also ich find den Beruf des Chemikanten genial. Je nach Betrieb kann der Beruf  sehr abwechslungsreich und interessant sein, wo man sich richtig austoben kann und einiges benutzen kann, was man in der Ausbildung lernte und auch weiter dazulernt. In der Ausbildung wird ja sehr viel Wissen von Chemie, Physik, Labor, Elektrik, Metall, Hydraulik, Pneumatik, Umwelttechnik, Anlagenbau etc. gefordert.

Mit dem Gutüberlegen geb ich Dir Recht. Es gibt wirklich nur sehr wenige Betriebe, die keine Schicht haben (ich hab zum Glück Gleitzeit). Dazu wird meiner Meinung nach der Beruf oft unterschätzt. Das meiste, was man in der Ausbildung lernt, braucht man später oft nicht, da oft Chemikanten z.B. für ganz schlichte Abfüllarbeiten gesucht werden. Wo ich mir immer gedacht habe:"ich hab nicht 3,5 Jahre (1999-2003) Wissen in mir rein gestopft, 5 dicke Leitz-Ordner gefüllt und teure Bücher gekauft, um dann an einer Abfüllanlage den ganzen Tag nichts anderes zu tun als ein Hahn auf und zu zu machen und Säcke abzuwiegen und zuzunähen."  Genau das ist nem Bekannten  nach seiner Ausbildung passiert, wo er sich jetzt fragt, wofür er denn das alles lernen mußte..... Über viele Leiharbeiten durfte ich das auch machen und bin froh, seit einigen Jahren da zu arbeiten, wo ich jetzt bin - hab nen sehr abwechslungsreichen Job bekommen; und mein Vorgesetzter hat mich  dazu animiert diverse Zusatzkurse zu belegen oder Auffrischungskurse zu machen. Da kann ich mir dann schon vorstellen, daß so manch eine Firma dann total verblüfft ist, wenn denen dann die entsprechende Bewerbung vorgelegt wird. Aber jemanden, der grad seine Ausbildung zu Ende hatte,  zu schreiben, er sei überqualifiziert, fanden meine Eltern und ich damals schon sehr dreist. Ich mein, ich hätt so einen Brief sogar aufgehoben.

 

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Der Vater meiner kleinen Patientin ist auch Chemikant und arbeitet im Dreischichtsystem. Wobei das wirklich sehr gut geregelt ist, die wechseln nur für von Früh nach Spät und dann nach Nacht und haben dann mindestens 2 oder 3 Tage frei bis zum nächsten Zyklus. Er ist jedenfalls zufrieden.

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vor 5 Stunden, ACCM Carsten P. sagte:

Vor Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, ziehe ich immer meinen virtuellen Hut ! Man muss schon einen sehr grossen Idealismus aufbringen, um sich das auf die Dauer anzutun. Der Grund für diese Berufswahl kann nur Idealismus sein, da der finanzielle Anreiz - wie Du selbst bestätigst - quasi nicht vorhanden ist. Ein guter Freund von mir hat sich auch jahrelang in einer städtischen Klinik den A**** für viel zu wenig Geld aufgerissen (24 Stunden-Dienste, Bereitschaftsdienste). Er hat dann mehrere Fachweiterbildungen absolviert und unterrichtet nun Pflegekräfte an der Uni in Frankfurt. Aber solche berufsbegleitenden Weiterbildungen erfordern eben auch viel Enthusiasmus und kosten viel Kraft.

Vielen Dank. Bis zur Rente mache ich das sicher nicht, ich werde nicht mit dem Rollator am Patientenbett stehen. Mich ärgert vor allem, dass ja nicht nur erwiesenermaßen die Burnout - Quote immer weiter steigt durch derlei Maßnahmen in Sachen Personal, sondern dass die Konsequenzen für unsere Patienten durch völlig überlastetes Pflegepersonal mitunter fatal sein können. Die durchschnittliche Verweildauer einer Krankenschwester in ihrem Beruf beträgt aktuell weniger als 10 Jahre. Ich bin nun 7 Jahre im Beruf. Da ich Kinderkrankenschwester bin, hält sich auch die körperliche Anstrengung in Grenzen, führt aber dazu, dass ich Kinder in meinem Privatleben zur Zeit kategorisch ausschließe. Versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Beruf und die Kids, aber nach 10 Stunden bin ich froh, wenn ich nach Hause komme und da wartet kein Kind auf mich. Einer der unangenehmen Nebeneffekte, die psychische Komponente noch nicht eingerechnet. Zur Zeit bin ich mit 14,57 € Stundenlohn plus Schichtzulagen mehr als zufrieden, aber zu welchem Preis eben? Ich werde in Zukunft definitiv nebenberuflich eine Fortbildung in Betracht ziehen, um langfristig aus der Pflege zu entkommen. Da der kaufmännische Anteil anders als in anderen Berufen leider überhaupt nicht Bestandteil unserer Ausbildung ist, muss ich vor allem da nachlegen, um dann im weiteren andere Arbeitsfelder suchen zu können (Krankenkasse, MDK, etc.). 

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Ich bin in der Augenoptikbranche tätig. 

Hier herrscht so lange ich in dem Beruf bin schon immer chronischer Fachkräftemangel.

Da ich eher der Bastler bin, hab ich mir selber die Skils eines Musterbauers angeeignet. 

Also handgefertigte Brillen bauen und arbeite seit 11Jahren bei einem Brillenhersteller und ich bin mit meinem Spezialwissen inzwischen ziemlich allein auf weiter Flur.

Ich hab es die letzten 30 Jahre geschafft nur einen Monat arbeitslos zu sein. 

Ich mache mir aber auch so meine Gedanken für den Fall der Fälle das Arbeitslosigkeit droht.

Brillenhersteller gibt es in Deutschland kaum noch.

In Berlin nur uns. Die also richtig produzieren.

Fast alle durch die "Chinascheisse" kaputt gegangen.

Also entweder ich habe Glück und finde irgendwo in D-Land etwas und muss mit Kind & Kegel umziehen, oder muss mich selbstständig machen.

Eine andere Branche fällt mir einfach nicht ein wo ich glücklich wäre und zurück in den Laden möchte ich eigentlich auch nicht.

Habe meinen Focus jetzt auf CAD und CAM ausgeweitet um auch richtig im 5-AchsCNC-Fräsen fit zu werden. 

Das fällt mit 46 teilweise auch nicht mehr ganz so leicht. 

Aber mein Kollege Ingenieur meinte zu dem Thema nur.

Entweder wir finden einen Ingenieur der zwar CAD/CAM kann, den man aber erst mal die Tücken einer Brillenfassung beibringen muss, oder ich mache das.

Oder ich mach das .

Ich muss noch ein paar Jahre durchhalten ;)

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