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Citroen Werbung in Ägypten


suentelensis

Empfohlene Beiträge

  • 2 Wochen später...
18 hours ago, Gernot said:

Sollte es doch ganz normal sein, in der Öffentlichkeit Fotos zu machen?

Das ist offenbar als Provokation gemeint.

Was  "ganz normal" ist, ist halt unterschiedlich in verschiedenen Kontext und zudem dem zeitlichen Wandel unterworfen.

Die Legislative versucht das immer, natürlich immer mit einiger Verspätung, in mehr oder weniger sinnvolle Gesetze zu giessen – oftmals ist zu dem jeweiligen Zeitpunkt die gesellschaftliche Normierung schon soweit, dass den meisten Leuten klar ist, was "normal" ist und was nicht.

Um mal ein drastisches Beispiel zu verwenden: Die allgemeine Verfügbarkeit von Digitalkameras und Mobiltelefonen mit relativ leistungsfähigen Foto-Funktionen hat zu dem verurteilenswerten Trend des "Upskirting" geführt, der vielen Nerds die Möglichkeit gegeben hat, mit ihren tollen Digitalkameras Fotos "in der Öffentlichkeit" zu machen. Den meisten Menschen war schon lange klar, dass das nicht akzeptabel ist – es hat in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich lange gedauert, bis das entsprechend legislativ verankert wurde – siehe auch https://www.dw.com/en/germany-makes-upskirting-a-punishable-crime/a-54037371.

In einigen Ländern ist das Recht am eigenen Bild mit einer möglichen Veröffentlichung verknüpft. In anderen aber nicht unbedingt darauf beschränkt, siehe z.B. die Rechtssprechung in Japan.

Der Punkt ist doch, dass sich diese Normen ändern. Auch wenn in Ägypten die Gesetzgebung möglicherweise noch nicht so weit ist, gibt es offenbar auch dort eine gesellschaftliche Entwicklung in die Richtung, dass Persönlichkeitsrechte in den Vordergrund gerückt werden.

Das Bemerkenswerte an dem Citroën-Fall in Ägypten ist doch folgendes:

  • Jeder weiss im Prinzip, dass Werbung zielgerichtete Täuschung und Manipulation mit dem Ziel ist, mögliche Konsumenten zum Kauf eines mehr oder weniger nützlichen Konsumprodukts zu bewegen.
  • Je weniger nützlich das Konsumprodukt oder je weniger Alleinstellungsmerkmale es hat, desto mehr Werbung ist oftmals erforderlich.
  • Im Falle des hier beworbenen C4s könnte man unter dem Strich sagen, dass das nunmal eine "Allerweltskarre" ist, der der Hersteller versucht, mit dem "Dashcam-Feature" vermeintlichen weiteren Nutzen anzudichten.
  • Dieser Nutzen liegt natürlich keinesfalls auf der Hand (weil er möglicherweise einfach für die meisten Leute nicht existiert) – daher ist also eine möglichst auffällige Werbekampagne erforderlich, wie hier geschehen.
  • Dafür werden jetzt irgendwelche Werbebüros beauftragt. Deren Job ist es ja, die im jeweiligen Kulturkontext vorherrschenden Trends aber auch Normen geschickt aufzugreifen, um eine im Sinne des Auftrags effektive Werbung zu gestalten.
  • Diese Werbefuzzis sind halt Menschen, die ihren eigenen Wertekosmos und ihre eigenen Vorstellungen davon haben, was im jeweiligen Kulturkreis gerade "ganz normal" ist.
  • In diesem Fall könnte man vielleicht annehmen, dass hier irgendwelche Boomer am Werk waren, die noch nicht mitbekommen haben, dass auch in Ägypten gerade ein gewisser Modernisierungsschub stattgefunden hat.
  • Die Idee, das ansonsten vielleicht etwas blasse Konsumprodukt mit einem Stalking-Motiv attraktiver erscheinen zu lassen, ist daher durch das Echo in der Öffentlichkeit geplatzt, worüber es eine gewisse Schadenfreude gibt, weil dieser, sich an überkommene Normen anbiedernde, Manipulationsversuch gescheitert ist. 
  • Das Boomer-Werbebüro und Menschen mit einem möglicherweise konservativen Background werden natürlich sagen: "Wieso – ist doch legal?!". Hilft aber nichts – the times are a-changin...

Natürlich gibt es irgendwo einen Grat zwischen Weiterentwicklung des Normensystems und Cancel Culture. Nicht jede öffentliche Kritik ist jedoch Cancel Culture, und ich denke, es gibt ohnehin passendere Beispiele für Cancel Culture als die Reaktion auf dieses Werbefilmchen.

Bearbeitet von Pallas D
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Wenn Dich schon die sicherlich ganz bewußt eingeschnittene Handybildszene zu so viel Schreibwut anstachelt, kannst Du mir sicherlich auch erklären, welche Rolle die beiden Männer im Leben der Frau spielen. Klar einer schiebt das Sofa, der andere fährt den Kastenwagen. Aber was geht da sonst ab? Unentgeltliche Umzugshelfer? Freund und Bruder? Beim Schokoschlecken halten beide den exakt gleichen Abstand zu ihr ein. Das sieht unverfänglich aus, aber ich denke, da geht im Laufe des Abends noch mehr.

Anders herum:    Manchmal hilft es, nicht zu viel zu spekulieren.

Gernot

  • Like 1
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On 1/13/2022 at 4:28 PM, Gernot said:

Anders herum:    Manchmal hilft es, nicht zu viel zu spekulieren.

Klar, generell schon, aber dieser Allgemeinplatz greift hier eben nicht: Bei Werbung geht's allerdings ja in der Regel um Emotionen, Klischees und Spekulation – und hier hat sich offenbar jemand verspekuliert...

Um nicht missverstanden zu werden: Ich kann mich auch an Citroën-Werbung erinnern, die zu ihrer Zeit vermutlich erfolgreich und unanstössig war, die heute aber, abhängig vom kulturellen Umfeld, anders rezipiert werden würde, ohne dass es dafür eine gesetzliche Grundlage gäbe. So ist das Leben...

Wie dem auch sei, lass uns wieder über Autos reden.

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